Samstag, 4. September 2010

Feelings

Schön ist es, auf der Welt zu sein. Wir haben die letzten Wochen in vollen Zügen geniessen können. Es waren so ziemlich alle Gehühle bei uns vertreten, und diese in intensivster Form. Das schöne an dieser Zeit ist, dass wir uns so unheimlich lebendig fühlen. Und es ist so schön, dass wir all dies gemeinsam als Familie erleben dürfen und all die Emotionen miteinander teilen dürfen. In einem Buch von den Kindern heisst es: Zuhause ist, wo wir zusammen sind. Und so kann also letztendlich kommen, was da wolle, wir haben einander und erleben dies alles gemeinsam.

Hier also ein Freifahrtschein auf unsrer Achterbahn der Emotionen.
Melancholie: Die Tatsache, dass man mit einem Lebensabschnitt abschliesst (wenn auch nur vorübergehend) bringt uns dazu, dass wir unsere Zeit hier in Heidelberg Revüe passieren lassen, dass wir uns an alles Schöne und auch Schwierige zurückerinnern. Wir begreifen, dass in den beinahe neun Jahren die wir hier leben und wirken durften, so viel geschehen ist. So viele unvergessliche Erinnerungen, so viele Menschen, Orte und Dinge die uns vertraut und kostbar geworden sind. Gerade gestern sassen wir mit ein paar Freunden in unsrem Wohnzimmer und haben gespielt und haben gelacht bis wir keine Luft mehr bekamen und unsre Bäuche weh taten. So kann man nicht mal eben einfach so mit jedem sein. Sowas baut sich auf und ist kostbar und wir sind dankbar dafür.
Aufregung: Wann immer wir ein Flugzeug oder einen Koffer sehen, erleben wir diesen kurzen Moment, in dem der Bauch voller Schmetterlinge zu sein scheint. Wir sind aufgeregt, was uns in Houston erwarten wird. Wo werden wir wohnen. Wird es den Kindern gefallen. Wie schnell werden wir uns eingewöhnen. Was werden unsre Aufgaben sein. Wird alles gut gehen. Wie wird die Gemeinde in Heidelberg mit den Veränderungen klarkommen.
Panik:Am meisten Panik hat uns ja in den vergangenen Wochen unser Visa bereitet. Ohne eine konkrete Antwort, ob unser Aufenthalt genehmigt wird, und ohne unsre Pässe und ohne irgendeine Rückmeldung vom Konsulat verbrachten wir die letzten Wochen damit, die aufkommende Panik immer wieder zu unterdrücken und davon abzusehen, uns Horrorszenarien auszumalen (Wir müssen den Flug umbuchen, Wir sind arbeits- und wohnungslos). Es war so freundlich von Gott, dass er uns diese wundersame Begegung auf dem Konsulat geschickt hatte (davon hab ich vor ein paar Wochen berichtet), so hielten wir uns immer wieder daran fest, dass schon alles so kommen wird, wie Gott es für uns geplant hat. So entschieden wir uns abzuwarten und einfach so zu tun, als würden wir aufjedenfall nächste Woche fliegen können. Wir erinnerten
uns an George Müller, der in totaler Geldnot gemeinsam mit den Kindern seines Waisenhauses den Tisch deckte, im Glauben daran, dass das Essen schon kommen würde.
Und so kam es dann auch. Wir hatten gerade mit der Abschiedsfeier für die Kinder angefangen, da klingelte das Telefon. Wir können unser Visa am Dienstag abholen. Noch wissen wir nicht hundertprozent, ob es für 6- oder 10 Monate gültig ist. Aber im abwarten sind wir inzwischen recht gut.
Freude: Nachdem wir den Anruf vom Konsulat bekommen hatten, führten wir einen Freudentanz im Wohnzimmer auf (sehr zum Amüsement der 10 Kinder, die nicht ganz begriffen, wie ein Stück Papier für uns so wichtig sein kann). Immer wieder sind wir gefüllt mit Freude, dass wir die Möglichkeit haben, so ein Abenteuer zu erleben. Wir sind unsrer Gemeinde sehr dankbar dafür, dass sie uns das alles ermöglicht und diese Vision so mitträgt.
Trauer: Natürlich sind wir auch traurig darüber, viele liebe und vertraute Menschen für zehn Monate nicht um uns zu haben. Aber wir glauben auch fest daran, dass diese Trennung auf Zeit unsre Freundschaften und Beziehungen nicht zerstören wird. Wir hoffen, dass wir euch, die wir zurücklassen, teilhaben lassen können an unsren Abenteuer und wir freuen uns über jede Botschaft von euch.

Ab morgen werden unsre Kinder für eine Woche Oma/Opa Urlaub machen dürfen und wir werden damit beschäftigt sein, unsre Sachen zu packen, zu veschenken und einzulagern.

1 Kommentar:

  1. ich freue mich sehr für euch, dass ihr die zehn Monate in Houston verbringen könnt. das wird bestimmt ein Abenteuer. und ich hoffe doch auch, dass ihr uns ein bisschen daran teilhaben lasst. :)

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